Aus den vorgeschlagenen Titeln wählte die Jury 12 Bücher für die Empfehlungsliste aus.
Schreibers Essay lotet die Verhältnisse zwischen einzelnen Ich und dem Wir der Gesellschaft aus. Er reflektiert Gefahren für das Ich, z. B. die Erwartung, dass ein Ich nur in der Partnerschaft gut leben kann. Was bedeutet Freundschaft? Was sind Strategien gegen den Schmerz der Einsamkeit? Schreibers Ich erforscht tiefsinnig das (eigene) Ich, das immer da ist und sich meldet, wenn man nicht damit rechnet.
Ein Jahr lang dauerte die größte Arktisexpedition aller Zeiten. Der Eisbrecher „Polarstern“ war dem Klimawandel auf der Spur und hat wertvolle Erkenntnisse über das Meereis, die Atmosphäre, den Ozean und unser Ökosystem gesammelt. Viele davon sind in diesem faszinierenden, reich bebilderten und gut verständlichen Kinder-Sachbuch (ab 10 Jahren) dargestellt.
Ende 2. Weltkrieg in der Stadt Penzberg – Bürger wollen Mord und Zerstörung verhindern und übernehmen Verantwortung – die Wehrmacht zieht durch die Stadt und exekutiert acht Bürger als Verräter – Werwölfe kommen und ermorden weitere acht Bürger. Das Buch schaut in einen Abgrund. Wer diesen Blick riskiert, wird kritischer und vorsichtiger – gegenüber sich und der Welt.
Lina will ausziehen, denn immer bestimmen nur die Erwachsenen, was sie tun muss. Hat sie nicht schon hundertmal gesagt, dass die Hose kratzt? Auf dem Mond ist das bestimmt anders. Und so baut ihr Bruder eine Rakete und es kann losgehen. Eine wunderbare Geschichte für Erstleser, in der es auch um den Auszug des Vaters geht. Am Ende dieses aufregenden Tages sitzen Lina, ihr Bruder und ihre Mutter gemeinsam auf dem Sofa trauern und sind fröhlich. Die schönen Schwarz-Weiß-Zeichnungen von Anna-Lea Guarisco untermalen die Geschichte eindrücklich.
Die 14jährige Iris aus Berlin trauert um ihre Mutter. Sie schottet sich ab, auch der überforderte Vater kann ihr nicht helfen. Dann rettet sie mit ihrem mutigen Eingreifen bei einem Martinsumzug die Schimmelstute Belinda vor dem Durchgehen. Diese Tat durchbricht ihre Trauer und sie nimmt mit der Unterstützung von Schulfreunden und vielen neuen hilfreichen Begegnungen mit Menschen und Tieren ihren Lebensmut wieder in die Hand. Ein spannender Jugendroman mit magischen Momenten.
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Kathrin Schärer hat 30 Emotionen, Gefühle und Situationen liebevoll verbildlicht, die Eltern mit ihren Kindern entdecken, benennen, unterscheiden und darüber gemeinsam ins Gespräch kommen können.
Es ist ein Buch, das auffordert sich über Gefühle Gedanken zu machen und das wunderbar ansprechend illustriert ist.
Eigentlich wollte sie sich gerade trennen: Da bekommt er einen Schlaganfall und sie bleibt an seiner Seite. Er, der immer so gut und gern gesprochen hat, ist nun in sich selbst eingesperrt und sie sucht nach Möglichkeiten es ihm, aber auch sich selbst erträglich zu machen, das gemeinsame Leben. Ein Buch über Krankheit und Trauer, aber auch über das Finden von Kraftquellen im Alltag. Ein Buch über die Liebe, nicht zuletzt zur Literatur.
Mit einer Reise in seine Geburtsstadt möchte Dima sich Dokumente für die Einbürgerung nach Deutschland verschaffen. Doch er erfährt in Kiew viel mehr, als er sich vorgestellt hat: Erkenntnisse über sich selbst, sein Leben, seine Vorfahren und deren Vergangenheit. Eine berührende und mit viel (Sprach-)Witz erzählte Geschichte übers fremd sein und heimisch werden.
Tagesaktuell wie selten. In Steffen Kopetzkys Roman geht es um einen Landkreis in der Eifel und den dortigen, historisch belegten Pockenausbruch 1962, in Zeiten des wirtschaftlichen und kulturellen Aufbruchs. „Monschau“ ist ein gut recherchierter und spannender Roman über den Umgang mit der Epidemie in der damaligen Zeit aus unterschiedlichen Perspektiven, sei es die des Chefs der für die Region wichtigen Rither-Werke, die der Alleinerbin der Werke oder die Sicht des behandelnden Arztes.
Dunkelblum, eine Kleinstadt nahe der öster./ungarischen Grenze. Eva Menasse erzählt von seinen Bewohnern und ihren persönlichen tragischen Schicksalen – nicht ohne Humor. Immer wieder springt sie zwischen Nachkriegszeit und dem Fall der Mauer hin und her. Es geht um das Erinnern, den Umgang mit historischer Schuld und Verdrängung. Spannender Geschichtsroman mit großer Erzählkunst.
Helga Schuberts Leben ist ein Jahrhundertleben: Sie ist Flüchtlingskind, Mutter, Christin, Psychologin, eine der erfolgreichsten Schriftstellerinnen in der der DDR und bei ihrer ersten Wahl fast 50 Jahre alt. „Vom Aufstehen“ erzählt in lakonischen Geschichten aus einem bemerkenswerten Leben und ist eine Versöhnung mit der eigenen Mutter.
„In diesem Sommer verliebte ich mich, und meine Mutter starb.“ Ein starker erster Satz, der den Rahmen der Geschichte vorgibt. Sam ist 15 Jahre alt, lebt in den 80er Jahren in einer Kleinstadt in Missouri und erlebt in diesem Sommer alle Höhen und Tiefen des Lebens. Er wandelt sich vom Außenseiter zu einem jungen Erwachsenen, der sich dem Leben stellt mit seinen schönen und auch seinen schlimmen Momenten. Ihn dabei begleiten zu dürfen ist berührend, als Leser hofft und leidet man mit ihm, aber es gibt auch viele fröhliche und witzige Momente. Eine rundum gelungene Coming-of-Age-Geschichte in einem ungewöhnlichen Rahmen, den 80er Jahren in Missouri.